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Eskalierendes Konzert

Martin C. Herberg überraschte mit eigenwilligen Interpretationen.

[28.02.12] - Waldenburg, 28.2.12 - Wer früher gegangen wäre, hätte das Beste verpasst. Denn erst gegen Ende wurde klar, dass Martin C. Herberg sein Konzert ähnlich wie Ravel seinen "Bolero" gestaltet hatte: zunächst ruhig und bedachtsam, dann immer heftiger und vielfältiger -?bis zum grandiosen Finale. Die 50 Zuhörer im Gleis 1 waren hingerissen.
Dass der Wuppertaler Gitarrist sein Instrument beherrscht, wurde allerdings schon zu Beginn schnell deutlich. So versah er das folkige "Old Ireland" mit einem fingerflinken Intermezzo und eine intensive Liebesballade mit vielstimmigen Echoeffekten, die an Mike Oldfield denken ließen. Atmosphärisch dichte Lautmalerei gelang ihm in dem Stück "Wasser", wo er mit freier Saitenstimmung und wiederum viel Echo strömende und glitzernde Ostinatofolgen produzierte, die den Lauf eines Flusses vom Ursprung bis zur Mündung vorstellbar machten. Mit der Synthesizer-Gitarre begab sich Herberg dann in einst von Pink Floyd vorgezeichnete Weltraummusikgefilde, bevor er mit dem druckvollen "High speed boogie", der am Ende in ein verfremdetes "Barbara Ann" der Beach Boys umkippte, die zunehmende Eskalation des Konzerts unüberhörbar werden ließ.

 
Interpretation
 

Und da kam sie plötzlich, die überraschende Interpretation von "Paint it black": ein brachiales Klanggewitter, aus dem sich die Melodie allmählich herausschälte, mit extrem gezogenen Saiten, mit einer Perkussionseinlage auf dem Korpus und mit eingeflochtenen Kurzzitaten aus "Eleonor Rigby". Eine über zehnminütige, ebenso eigenwillige wie spektakuläre musikalische Verbeugung Herbergs vor den Stones und den Beatles des Jahres 1966.
Als konsequente Reaktion fiel der Beifall des Publikums mindestens so furios aus wie das Spiel des Gitarristen, der sogleich ein mehrteiliges Stück Programmmusik nachlegte, in dem er unter anderem mit raumfüllenden Akkorden Polarlichter oder augenzwinkernd seine Beziehung zum Reggae klanglich illustrierte. Ein lupenreiner Flamenco und eine flirrende "Säbeltanz"-Version wirkten schließlich wie Ausrufezeichen nach einer Demonstration der Spielkunst des erstaunlichen Gitarristen Martin C. Herberg.

Michael Dignal in Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung

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