Martin C. Herberg im Alten Kreishaus in Bordesholm - Intensiven Klangteppich geboten.
[16.05.01] - Ein Stück Kleinkunst-Kult im Kreishaus erlebten die rund 100 Besucher bei der jüngsten Veranstaltung bei Urte und Franz Rohwer. Martin C. Herberg, Saitenvirtuose und anerkannter Gitarren-Gott, bot ein phänomenales Gastspiel.
Umständlich und beinah sogar ein wenig schüchtern erklimmt der Künstler mit den stechenden Augen und den langen Haaren die Bühne, um auf einem kleinen Schemel Platz zu nehmen.
Es folgen ein umständliches Umstimmen, die vage dahingesagte Ankündigung eines Konzertes und die immer noch anhaltende, gespannte Publikumserwartung. Dann nimmt der Kauz die Klampfe in die Hand, spielt ein paar Akkorde, die jedem Anfänger zur Ehre reichten, um dann nach fünf Minuten Eingewöhnung in eine waghalsige, abwechslungsreiche und professionelle Gitarren-Performance einzusteigen. Denn Selbstdarstellung braucht er auf der Bühne nicht, dort regieren nur Emotion und sein Arbeitsgerät in fünffacher Ausfertigung.
Dieses bearbeitet der Wuppertaler mit einer Inbrunst und Verve, dass man sofort gefangen ist von der unwahrscheinlichen Lebendigkeit seines Spiels. "Once upon a time", Dreamroad", "Ireland revisited", "Annemarie" oder der unverwüstliche "Säbeltanz" - Martin C. Herberg schafft mit der ganzen Kraft seines Körpers und seiner Seele sphärenhafte Klangteppiche von betörender Intensität, die den Zuhörer in die geheimsten Sehnsüchte und Träume entführen.
Absoluter Höhepunkt des Abends war der Stones-Klassiker "Paint it black". Zehn Minuten lang geballte Gitarren-Power mit klug eingelegten Ruhepausen, Gänsehaut mit anschließendem Enthusiasmus garantiert.
Doch auch Blues, Ragtime und Calypso, jeden Stil hat der Gitarren-Derwisch drauf, um gelegentlich auch an Mundharmonika und mit seiner rauhen, erdigen Chris-Rea-Stimme zu überraschen. Drei Zugaben im Anschluss waren die Folge dieser entfesselten Darbietung und dieses künstlerischen Seelen-Stripteases.
Oliver Funke
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